Tag 1 und 2
Kaum gestartet, sind wir mit unserem ersten Blogeintrag schon einen Tag hinterher! Doch allerdings berechtigterweise. Der Start hat viel Spaß gemacht, das Feld war wesentlich kompakter als in Las Palmas, so dass wirkliches Regatta/Renn Feeling aufkam. Andrea und Thomas waren an Surfzeiten erinnert und haben die sportliche Herausforderung gern angenommen und jedes noch so kleine Knötchen herausgekitzelt (mir war es eher ein bisschen zu kuschelig, teilweise nur 10 m entfernt vom nächsten Boot 😳). Auch diesmal war es verblüffend, wie schnell sich so ein kompaktes Feld verteilt und man nach ein paar Stunden nur noch wenige Boote oder teilweise gar keinen mehr sieht. Nach einem guten Start folgte ein intensiver Wutanfall von Moritz (geht auf dem Wasser genauso gut wie an Land 🙈), was das Setzen des Parasailors etwas verzögert hat. Irgendwann waren dann alle Emotionen kanalisiert und er ist vor Erschöpfung auf dem Spielteppich eingeschlafen. Dann gab es zur Stärkung für den Rest der Crew ein paar Nudeln mit Pesto und Parmesan und wir setzten den Parasailor.
Es hat alles einwandfrei geklappt und wir segelten gemütlich dahin. Nach circa 1 Stunde war es dann leider vorbei mit der Ruhe: ein lauter Schlag und das 160 qm große Tuch sank langsam ins Wasser. Zum Glück schlief Moritz noch und Ben nutzte sofort die Chance sich mit dem Tablet zu verkrümeln. Der erste Versuch das Segel über die Seite zu bergen ging schief, er war schnell voll mit Wasser und unglaublich schwer. Stattdessen lösten wir alle Schoten, befestigten einen Teil des Segels, das Thomas zufassen bekam, am Heck und warteten, bis er langsam hinter dem Boot hervor kam. Nur mit vereinten Kräften schafften wir es nach einer ganzen Weile ihn über das Heck zu bergen. Eine Leine hatte sich höchstwahrscheinlich im Ruder verfangen und musste erstmal gekappt werden. Schöne Sch…!!!! Ein super Gau in dem Ausmaß gleich zu Beginn braucht keiner….nach Prüfung des Segels haben wir festgestellt, das es schon mal nicht an der Verankerung des Segels selbst gelegen hat, bleibt also noch das Fall oder die Befestigung bzw. der Schäkel mit dem das Fall am Segel montiert war. Der Parasailors selbst hat zum Glück nur ein paar kleinere Schäden davon getragen.
Ziemlich k.o. von der Plackerei und diesem ganzen Stress am ersten Tag ließen wir mir uns am Abend Fischstäbchen mit Kartoffelbrei schmecken. Thomas schlief um halb 8 noch vor den Kindern ein, Andrea gegen neun. Ich hatte wie immer die erste Nachtwache, war aber auch so müde, dass ich mir abends um zehn den Timer stellen musste, um zu schlafen und alle 15 Minuten den Kurs, Segel, AIS und den Himmel zu checken. Die Nacht (mit Groß und Genua, ca. 8 Knoten Wind) ist dann relativ ruhig verlaufen. Heute, am zweiten Tag, ist Thomas dann den Mast hoch (Paartherapie brauchen wir keine, gegenseitiges Vertrauen und Kommunikation wird hier maximal trainiert 😅). Das Ergebnis war allerdings ernüchternd. Das Spifall, also das Seil, das das Segel oben am Mast hält, ist tatsächlich abgerissen (an selbigen waren Andrea und Thomas 2 Tage vorher beim Riggcheck noch gehangen…), obwohl beim Check noch alles in Ordnung war. Wieder unten hieß es dann, Optionen abwägen: die gesamte Strecke ohne Parasailor, und auch sonst kein Leichtwindsegel zurück zu legen würde viel zu lange dauern. Wenn wir nicht wieder zurück zu den Kapverden für eine komplette Neumontage wollen, müssen wir ein neues Fall außerhalb des Mast legen. Gesagt getan und nochmal hoch auf den Mast (für den der hoch geht ist es physisch extrem anstrengend, für denjenigen unten ist es psychisch nicht ohne). Ersatzfall wurde erfolgreich montiert und danach das Segel inspiziert. Sobald das Segel trocken ist, wird Thomas es morgen reparieren und dann hoffen wir sehr, es wieder erfolgreich setzen zu können.
Jetzt (21:30 Uhr) motoren wir erstmal in die Nacht, es herrscht gerade Flaute, die sich, wenn die Prognose sich bewahrheitet, in 1-2 Stunden wieder legt. Mal abgesehen von diesen ganzen Aufregungen (eine Atlantiküberquerung ist halt doch kein Spaziergang, das vergisst man gerne mal, wenn die Bedingungen gut sind und Delphine vorbeischauen) war der Tag mit wenig Welle und mäßigem Wind ganz angenehm. Die Kinder sind zufrieden (es gab heute eine kleine Schatzsuche, Kinderdisco mit Kinderliedern und Topfschlagzeug und vor dem Schlafen noch einen halben Film) und wir, wie immer, müde🥱.
Zum Essen (das Wichtigste nach Wind und Wetter) gab es French Toast mit Obst zum Frühstück, Mittagessen musste wegen der ganzen Action ausfallen, dafür gab es etwas Kuchen und zum Abendessen haben wir typisch deutsch Spiegeleier, Spinat und Kartoffeln vertilgt.
Das Wetter ist eher mäßig, es ist zwar sehr warm aber bedeckt. Ab übermorgen soll dann die Sonne kommen. Wir hoffen auf eine baldige Entspannung i.S.v. kein Materialbruch oder sonstige Überraschungen, Sonne, 15 Knoten Wind und lange Atlantikwelle sowie den Eintritt der heiß ersehnten Langeweile (vielleicht mal tatsächlich 1-2 Seiten in einem BUCH lesen, das wär’s!!!😃) und funktionstüchtigem Raumwindsegel das uns Richtung Karibik bringt…
Kleiner Nachtrag: keiner von uns ist seekrank, das ist schon sehr viel wert!
Ganz liebe Grüße in die Heimat sendet euch eure Crew der Just4Fun