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Hier mal ein kleiner Status zu unserer Reise. Es ist der sechste Tag der Überfahrt und die Stimmung ist gut. Aber beginnen wir mal von vorn. Die ersten 30 Stunden waren sehr hart, viel Wind (25-28 kn) und sehr hohe Wellen, so dass wir durchgehend von Hand steuern mussten, was sehr anstrengend war (zusätzlich war es auch sehr kalt).
Moritz hatte, obwohl er prophylaktisch Medikamente bekommen hat, ziemlich starke Seekrankheit und es ging ihm die ersten 24 Stunden nicht gut, was das Boot und die Wäsche entsprechend verwüstet hat. Thomas ging es am Anfang ebenfalls nicht so gut, da wir aber ziemlich im Krisenmodus waren, hatte er keine andere Wahl und war sehr schnell wieder seetüchtig. Auch Andrea, unsere Mitseglerin, hat sich als äußerst harte Steuerfrau erwiesen und stand in der ersten Nacht mehr als 4 Stunden am Steuer. Ben und Steffi ging es dank Seekrankheitsprophylaxe zum Glück gesundheitlich gut. Die Bedingungen waren wirklich sehr anstrengend und wir konnten uns kaum vorstellen, wie wir das länger durchhalten sollten. Am Mittag des 2. Tages ging es Moritz dann Gottseidank besser, das Spucken hat aufgehört und nach einem Schläfchen hat er angefangen zu essen, als ob er drei Tage nichts bekommen hätte und war wieder topfit. Mit seiner Genesung wurden auch die Umstände besser d.h. die Wellen haben langsam nachgelassen, so dass wir endlich unsere Windsteueranlage nutzen konnten und nicht mehr von Hand steuern mussten, die Wellen wurden immer niedriger der Wind hat etwas nachgelassen, so hatten wir Ende des zweiten Tages endlich angenehmere Bedingungen.
Wirklich gut wurde es dann am dritten Tag, allerdings noch mit bedecktem Himmel und am vierten Tag zeigte sich die Sonne und wir wussten wie sich echtes Atlantiksegeln anfühlt: Sonne, kaum Welle, konstanter, angenehmer Wind und es wurde langsam wärmer. Die Nachtschichten in den ersten Tagen waren ziemlich anstrengend, jetzt ist aber so, das sie ein reiner Luxus sind: gemütlich eingekuschelt im Cockpit sitzen, Sterne, glitzernden Plankton oder auch einen Netflix Film anschauen und etwas entspannen. Wir haben einen sehr guten Rhythmus gefunden (Steffi macht die erste Schicht von 21:00 bis 00:00 Uhr, Thomas übernimmt von 00:00 bis 03:00, Andrea von 03:00-06:00 oder auch länger bis 07:00 und schon ist die Nacht vorbei.
Die Kinder können sich super bewegen, da wir den Salon in ein Spielzimmer umgewandelt haben und sie haben eine Fläche von zwei auf zweieinhalb Meter haben auf der sie toben, hüpfen und spielen können, ohne sich, selbst bei starkem Wellengang und Schiffsbewegung zu verletzen. Das nutzen sie und können so ihren Bewegungsdrang voll ausschöpfen. Kulinarisch geht es gut es gibt jeden Abend etwas leckeres zu essen, Andrea verwöhnt uns mit Kaiserschmarrn und heute gibt es zum ersten Mal selbst gebackenes Brot. Die Proviantplanung kommt ganz gut hin. Wobei wir hier für die nächste längere Etappe einiges gelernt haben, technisch gibt es ebenfalls noch einiges was wir zu optimieren haben und es stehen mal wieder einige Arbeiten für die Kapverden auf der Liste. Gestern morgen wurden wir von einer großen Schule Delfine besucht, ein absolute Highlight!
Heute ist es auch sehr entspannt, 12 Knoten Wind und wir machen dank des Parasailors 6-7 Knoten Fahrt. Die Sonne scheint und es wird immer wärmer. Wir haben jetzt noch 220 Meilen vor uns, sind aber super entspannt und zählen nicht wirklich die Tage. So, das Brot will aus dem Ofen! Wir lassen nach unserer Ankunft auf den Kapverden von uns hören (irgendwann Samstag in der Nacht sollten wir ankommen).
Fühlt euch gedrückt, ganz liebe Grüße vom Atlantik sendet euch die Crew der Just4Fun